Sven Kaiser
Bestattungsfachkraft, Trauerbegleiter, Trauerredner, Ausbilder, Autor, Demenzfreundlicher Bestatter (Kreatives Oberhaupt)
Warum ich wurde, was ich bin
Meine Berufung jeden Tag leben zu dürfen, Angehörige in ihrem
Schmerz zu tragen und sie selbst in der schrecklichen Situation auch mal zum Lachen zu bringen, ist im Vergleich zu früher ein Grund jeden Morgen aus dem Bett aufzustehen.
Wie ich wurde, was ich bin
Da Bestatter kein Ausbildungsberuf war und meine Oma die Vorstellung als furchtbar empfand, dass ich ihr den Tod ins Haus holen will, habe ich eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen und lange in der Gastronomie gearbeitet. Ich koche heute noch so schlecht wie damals und war sehr unglücklich. Mein Mann hat mich gefragt, ob es nicht einen anderen Beruf für mich gäbe, welcher mich glücklich machen würde und ich äußerte ihm meinen Wunsch, dass ich mich gerne um Verstorbene und deren Angehörige kümmern möchte. Darauf hat er sich erstmal einen Whisky eingeschenkt. Nach einem
Praktikum wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden habe und begann eine zweite Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Ohne Zuschüsse, mit ca. 400 Euro brutto im ersten Lehrjahr. Ohne der Hilfe von meinem Mann hätte ich nie so viele Angehörige betreuen dürfen und mein inneres Glück gefunden.
Wie meine erste Begegnung mit Sterben und Tod für mich war und wie mich die Beschäftigung damit in meinem Leben beeinflusst
Mit acht Jahren verlor ich meine herzliche und liebevolle Tante, bei der ich aufwachsen durfte. Ich wurde danach von meiner Oma betreut, der es schwerfällt Gefühle auszudrücken. Die Beerdigung meiner Tante trug den Namen „Trauerfeier“ zurecht. Meine Tante hatte einen Sauberkeitswahn und als Kind hat es mich so sehr erschreckt, dass die gusseisernen Kerzenständer voller Spinnweben waren. Dazwischen hätte sich meine Tante nie wohlgefühlt. Es gab nichts in der Dekoration was ihre Persönlichkeit ausgedrückt hat und das schlimmste für mich war als Kind der Erdwurf. Meine Tante hat Dreck verabscheut und ich wollte als Kind die Erde nicht auf sie werfen. Leider musste ich es und ich habe mir als Kind an ihrem Grab geschworen, dass ich es wiedergutmachen werde.